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[ Post vom 9. Juni 2022 – 11.29 Uhr ]

RUBRIK
AUSLEGUNGSSACHEWie Gott König wird – Matthäus 28,16-20

Jedes Evangelium hat ›seine‹ Pfingst-Erzählung. Der Sache nach ist es bei Matthäus dieser Abschnitt, mit dem das Evangelium endet. Leider hat dieser sog. ›Missionsbefehl‹ eine Wirkungsgeschichte, die zu Zwangstaufen und vielen anderen Verirrungen führte. Dabei ist die Lehre Jesu sein Leitthema, die doch die Praxis von Barmherzigkeit und das Stiften von Frieden über alle Grenzen hinweg fordert. Ich lade ein, sich in die Erschütterung der elf Männer einzufühlen und die Sache von ihrer Warte aus zu betrachten, nämlich aus einer tief empfundenen Macht- und Perspektivlosigkeit!

Wie Gott König wirdEine Übersetzung von Matthäus 28,16-20

16 Es blieben noch elf Männer übrig, die bei Jesus ›in der Lehre‹ waren und die sich nun nach Galiläa zu dem Berg begaben, zu dem er sie bestellt hatte. 17 Als sie ihn dort sahen, fielen sie vor ihm nieder, wie man es vor einem König tut – auch wenn einige zögerlich waren. 18 Jesus ging auf sie zu, dann sprach er mit ihnen: »Inzwischen wurde mir alle Macht im Himmel und auf der Erde gegeben. 19 Geht also von jetzt an los und nehmt alle Ethnien ausnahmslos ›in die Lehre‹ auf. 11  Ein erklärender Hinweis: Jesus gibt hier den Startschuss dafür, dass ab sofort alle Menschen zur Jüngerschaft Jesus eingeladen sind, nicht nur Juden. Lukas braucht in der Apostelgeschichte erheblich länger, um bis zu diesem Punkt zu kommen. Während er von Pfingsten in Kapitel 2 erzählt, berichtet er von dieser Grenzüberschreitung erst in den Kapiteln 10 und 11 und zwar aus der Perspektive, wie der Heilige Geist die Gemeinde Jesu dorthin geführt hat. Liest man dort weiter, wird deutlich, dass die Schmerzen, die sich real mit dieser Grenzüberschreitung verbanden, noch lange nicht überwunden waren. Das wirft ein Licht darauf, wie knapp die matthäische Darstellung hier tatsächlich ist und wie polemisch sie für manche gewirkt haben muss, die zur Zeit der Entstehung des Evangeliums lebten. ausblenden Das bedeutet, dass ihr sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes tauft. 20 Weiter bedeutet das, dass ihr sie in allem ›unterrichtet‹, was ich euch geboten habe. Und siehe: Ich, mit euch ich bin alle Tage – bis die Zeit an ihr Ziel kommt.«

Ein Gedanke dazu:

Mir scheint es so, dass Jesus diese elf Männer zu einer Praxis sendet, in deren Vollzug sie seine Gegenwart jeweils erleben werden. Das wiederkehrende Erlebnis, dass Jesus in ihrem Frieden stiftenden Handeln22  Ich verwende ›das Friedenstiften‹ als Sammelbegriff für jede Art von Grenzen und Barrieren überwindendender Nächstenliebe, die auf diese Weise zur Feindesliebe wird. ausblenden gegenwärtig wird, verändert sie schließlich und führt sie in und durch ihre Praxis der grenzüberschreitenden Nächstenliebe in ein neues Sein – ein Sein in ihm, dem Messias, dem Christus, dem auferstandenen Sohn Gottes. Das ist die nachösterliche Dimension der Messias-Halacha, die das neue Leben der Auferstehungskraft atmet.

Wer diese Praxis ergreifen möchte, aber noch an Anregungen interessiert, wird bei Richard Rohr und dem von ihm gegründeten Center for Action and Contemplation sicher fündig. Das Center hat Eight Core Principles, von dem das erste »Die Lehre Jesu ist unser zentraler Bezugspunkt« und das letzte »Wir denken uns nicht in eine neue Lebensweise, sondern ergreifen eine Lebenspraxis, die ein neues Denken in uns entstehen lässt« lautet.

So entfaltet das Königtum ›der Himmel‹ sein Potenzial und gewinnt mit jeder friedensstiftenden Handlung an Wirklichkeit33  Aristoteles würde von ›enérgeia‹ (=> ›Aktualität‹) sprechen. ausblenden. Und: So wird Gott König.

Übersetzung und Anmerkungen: Thilo Maußer

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